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Elemente aus Tradition und Brauchtum

Nachfolgend möchten wir Ihnen einen Überblick über die Elemente in Tradition und Brauchtum im Schützenwesen verschaffen. Dies ist eine Sammlung, die stetig wächst. Sollten Sie ein Element vermissen, welches in Ihrem Verein gelebt wird, so geben Sie uns bitte ein Feedback über das Feedback-Formular am Ende der Seite.

Schützenvereine und die damit verbundenen Schützenfeste haben in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Dadurch ist es möglich, dass die ältesten, heute noch existierenden Schützenvereine mehrere hundert Jahre alt sind. Die ursprüngliche Funktion und Aufgabe der Schützen bestand darin, die Städte nach außen zu schützen. Dafür waren einige ausgewählte Männer zuständig, die verlässlich waren und gut mit den Waffen umgehen konnten. Die Städte konnten also sicher sein, sich gegen Banden von Plünderern zur Wehr setzen zu können.

Im Laufe der Zeit gab es einige Änderungen in Struktur und Organisation. Die Schützenvereine, wie man sie heute kennt, entstanden im 19. Jahrhundert. Die organisierten Schützen waren eine Art Bürgerwehr gegen die einzelstaatliche Fürstenherrschaft. Ein Schütze zu sein war quasi Bürgerpflicht und sicherte die bürgerliche Freiheit. In der Folgezeit kehrte sich dieses Verhältnis um. Nun sollte der in staatlichen Wehrvereinen organisierte Schütze nur politische Klasse schützen. Für die Schützenvereine selbst begann der politische Aspekt ihrer Arbeit immer mehr in den Hintergrund zu treten.

Der zweite Weltkrieg war für viele Schützenvereine eine radikale Zäsur. Struktur und ortsbezogen begann man danach ganz von vorn. Neue Waffen, die zunächst verboten waren, mussten angeschafft, die Ausrüstung modernisiert werden. Später wurden die Treffen der Schützen zu einem wichtigen Bestandteil der Festkultur in den Gemeinden. Während sich das Schützenwesen im Westen der Republik in Nord- und Südtraditionen unterscheidet, hatten die Schützenvereine große Schwierigkeiten das Brauchtum zu erhalten. Schützen sorgten für soziale Integration und pflegten die Gemeinschaft beim gemeinsamen Sport. Dieser wichtige Aspekt hat sich bis heute gehalten. Auch wenn manche Schützenvereine mit schwindenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben, halten sie dennoch eine bedeutsame Tradition lebendig.

Es stellt sich die Frage: Warum sollte man heute in einen Schützenverein eintreten, oder gar einen gründen? Der wichtigste Grund für die Mitgliedschaft in einem Schützenverein ist die Gemeinschaft! Hier bekommt jedes Mitglied ein abwechslungsreiches und stabiles, soziales Leben. Auch wenn die Schützenvereine von außen meistens als reine „Feier“-Vereine angesehen werden, steht doch viel mehr dahinter. Man hält zusammen und unterstützt sich auch über das Vereinsleben hinaus.

Es stellt sich zunächst die Frage: Wurden „Waffen“ zuerst erfunden um Beute zu erlegen, oder um sein Hab und Gut zu verteidigen? Beide Aussagen werden vermutlich zutreffen, bis sich dann vor Jahrhunderten die „Zweckgemeinschaften“ zu den heute überwiegend sportlich orientierten Brauchtumsvereinen entwickelten. So individuell wie sich die Vereine entwickelten, so unterschiedlich sind auch die traditionellen „Sportgeräte“.

Bogenschießen

Das Bogenschießen, bei dem der Schütze mit Pfeil und Bogen schießt, erlebt derzeit ein echtes Revival. Ganz gleich, ob Jung oder Alt, Frau oder Mann, viele wollen diese traditionelle Schießsportart erlernen. Die einen finden, dass man die wohl älteste menschliche Form der Jagd, die es seit mindestens 14.000 Jahren gibt, beherrschen sollte, wenn man auch mit modernen Waffen schießt. Andere ziehen die besondere Ästhetik dieses Sports in den Bann und wieder andere sind an der dahinterstehenden Technik interessiert.

Während Pfeil und Bogen damals zum Jagen und zur Verteidigung genutzt wurden, begeistert heute der Bogensport. Im Laufe der Zeit haben sich auch die Bögen verändert und sind viel technischer geworden, doch darin liegt für viele kein Reiz, sie wollen ohne all die modernen technischen Hilfsmittel schießen. Hierfür wird ein Recurvebogen oder ein Langbogen sowie einige weitere genutzt. Geschossen wird auf Zielscheiben oder auf Attrappen.

Armbrustschießen

Die Armbrust, die als Vorbote der Feuerwaffen gilt, wird ebenso wie beim Bogensport mit einem Pfeil geschossen. Woher der Begriff stammt, ist nicht genau erforscht. Erste Aufzeichnungen und Funde dieser Waffe stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., genauer aus dem antiken Griechenland. Wahrscheinlich wurde sie damals von römischen Soldaten benutzt, aber auch in anderen Ländern finden sich Hinweise auf die Nutzung. In Europa wurde sie 1139 wegen „Unritterlichkeit“ verboten, weil sie durch nichts aufzuhalten war.

Heute gilt die Armbrust als Sportwaffe, die nicht mehr aus Holz, sondern vielmehr aus Kunststoff, welches glas- und kohlenstofffaserverstärkt ist, und Metall gefertigt wird. Sie ist auch ein Teil des Sportschießens, welches der Sportordnung des Deutschen Schützenbunds, der Internationalen Armbrustschützen Union (IAU) und der World Crossbow Shooting Association (WCSA) unterliegt und in unterschiedlichen Disziplinen ausgeübt werden kann. In der Regel wird heute auf Zielscheiben geschossen und es gibt sowohl sehr moderne Modelle als auch eher traditionelle.

Vorderlader

Der Vorderlader ist die ursprüngliche Form der Feuerwaffe. Ein gezogener oder glatter Lauf wird mit Treibladung und Projektil durch die Mündung geladen. Das hintere Ende des Laufes ist fest verschlossen und verfügt nur über ein kleines Zündloch, durch das ein mittels Lunte (Luntenschloss), Feuerstein (Steinschloss), Radschloss oder Zündhütchen (Perkussionswaffe) erzeugter Funke oder Feuerstrahl die Treibladung zündet. Vorderladerfeuerwaffen werden klassisch mit Schwarzpulver und einem Bleigeschoss geladen. Dazu kommt oft noch ein Schusspflaster zur Abdichtung.

Schon im 15. Jahrhundert wurde erkannt, dass ein rotierendes Geschoss stabiler fliegt. So wurden bald Züge und Felder entwickelt, die schraubenförmig verliefen und dem Geschoss eine Rotation um seine Längsachse (Drall) mitgaben, die das Geschoss stabilisierte und die Genauigkeit bedeutend verbesserte. Auch die Reichweite der Geschosse wurde durch den Drall erheblich vergrößert.

Vogelschießen

Die älteste und am meisten verbreitete traditionelle Art des Schießens in den Schützenvereinen ist das Vogelschießen, regional auch Adlerschießen genannt. Seit dem Mittelalter gibt es diesen Brauch, der bei den keltischen und frühgermanischen Gilden jedes Jahr vollzogen wurde. Damals wurden die Vögel auch als Opfergabe angesehen. Im Laufe der Jahre schoss man aber immer weniger auf lebendige Vögel und entschied sich dafür, stattdessen leblose Ziele zu nehmen.

Es gilt, mit einer Schusswaffe bzw. Armbrust einen hölzernen Vogel auf einer hohen Stange, der Vogelstange, abzuschießen. Der teilweise aus kunstvoll gedrechselten oder ausgesägten und bemalten Holzteilen bestehende Vogel wird oft auch als Papagoy bezeichnet. Begleitet wird das Vogelschießen normalerweise von einem Dorf- oder Schützenfest. Der Wettbewerbsplatz wird häufig als Vogelwiese bezeichnet, unterliegt aber heutzutage den strengen Regeln des Waffengesetzes.

Früher wurde der Vogel am Ende einer langen Stange 29 Meter hoch montiert und die Einzelteile werden mit einem Kleinkaliber-, Schrot- oder Luftgewehr, aber auch mit der Armbrust abgeschossen. Aufgrund der aktuellen Sicherheitsbestimmungen wird das Gewehr dabei auf einem Standfuß (Lafette) angebracht, der nur das Zielen im Bereich des Kugelfangs erlaubt, in welchem sich der zum Abschuss angebrachte Vogel befindet.

Je nach Region und Brauch wird Schützenkönig, wer entweder den Rumpf des Vogels teilt (mit der Armbrust) oder den letzten Teil des Vogels herunterschießt. Auch die vorab abzuschießenden Pfänder sind je nach Region und Brauch der Kopf, der Reichsapfel, das Zepter, linker oder rechter Flügel, die Krallen, der Schwanz oder die Krone des Adlers.

Beim Vogelschießen handelt es sich um einen sehr alten Wettbewerb der Schützen. Seinen Ursprung findet dieses Brauchtum darin, dass Schießübungen wichtig waren, um die Treffsicherheit der männlichen Bevölkerung zu erhöhen, als es noch darum ging, die eigenen Städte zu verteidigen. Seit dem Mittelalter gibt es diesen Brauch, der bei den keltischen und frühgermanischen Gilden jedes Jahr vollzogen wurde. Damals wurden die Vögel auch als Opfergabe angesehen. Im Laufe der Jahre schoss man aber immer weniger auf lebendige Vögel und entschied sich dafür, stattdessen leblose Ziele zu nehmen.

Es musste natürlich ein Ersatz gefunden werden. Die Holzvögel wurden sehr aufwendig verziert und waren allesamt kleine Kunstwerke. Sie ähneln bei einigen Vereine einem Adler und deshalb spricht man hier dann auch vom Adlerschießen. Auch wenn sich mittlerweile eher Schießscheiben, besonders für das sportliche Schießen durchgesetzt haben, so werden zur Erhaltung des Brauchtums die Holzvögel in den traditionellen Schützenvereinen immer noch genutzt.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Vogelschießen auch bei Kindern populär. Als der Schulfest-Trend aufkam, wollten die Kleinen den Großen nacheifern. Geschossen wurde damals wie heute mit dem Luftgewehr. Für Brauchtumsschießen auf dem Vogelhochstand wird in der Regel ein Kleinkalibergewehr genutzt. Nach heutigen Standards braucht es außerdem eine Lafette, also einen Standfuß, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Schießen auf die Königsscheibe

Bisher wird über das Vogelschießen als Wettbewerb des Königsschießens berichtet. Eine weitere Variante ist das Schießen auf eine hölzerne Zehnerscheibe, das mit unterschiedlichen Ritualen praktiziert wird. So wird ein absichtlicher Schuss neben die Scheibe mit einer Strafe geahndet. Was aber auf jeden Fall das Ergebnis bestimmt, ist: Der beste Schütze ist Schützenkönig. Bei gleicher Ringzahl finden Stechen statt, bis der beste Schütze feststeht. Zahlreiche Schützenscheiben schmücken in einigen Orten die Hausgiebel, da die siegreiche Trophäe dem König feierlich überreicht und an dessen Haus gut sichtbar angebracht wird.

Das Königsschießen in den Vereinen heute und bei den Bürgerwehren im Mittelalter ist ein besonderer Anlass, bei welchem der Schützenkönig mit unterschiedlichen Wettkämpfen ermittelt wird. Meistens findet der Wettbewerb im Rahmen des Schützenfestes statt. Der Sieger trägt als Zeichen seines Sieges die Königskette, welche mit verschiedenen Plaketten versehen wird. Die Königskette besteht meistens aus Silber. Die verschiedenen Königsketten unterscheiden sich durch die Anzahl und die Größe der Kettenschilder und Medaillen, die oft auch individuell von Goldschmieden kunstvoll gestaltet werden.

Der Schützenkönig genießt seit der Einführung des Königsschießens eine besondere Stellung im Ort. So wurde früher für den Sieger ein besonderer Bonus eingeführt. Der Schützenkönig war von der steuerlichen Abgabe befreit. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Freischießen, da sich der Schützenkönig im wahrsten Sinne des Wortes von seinen Verpflichtungen freigeschossen hatte. Heute gibt es dieses Privileg nicht mehr, dem Sieger gebühren alleine Ruhm und Ehre. 

Als Zeichen seines Sieges trägt er die Königskette. Es handelt sich nicht um eine klassische Kette, da sie oftmals besonders schwer und majestätisch ist. In Kombination mit Silber als Material verfügt sie zudem über einen hohen Wert. Weitere Insignien können vereinsbezogen unterschiedlich ausfallen, werden aber meistens durch einen Königsorden mit Jahreszahl ergänzt. Während die Insignien an den nächsten Amtsträger weitergegeben werden, verbleibt der Orden beim scheidenden König.

Eine in einigen Vereinen bis heute nicht praktizierte, akzeptierte „Neuerung“ ist die Einbeziehung der Frauen beim Königsschießen. Ob es nun der Emanzipierung der Frauen zu verdanken ist, oder dadurch die Königsaspiranten*innen den Bewerberkreis erweitern, ist hier nicht zu kommentieren. Seit in den siebziger Jahren die ersten amtierenden Königinnen, auch ohne Quotenplätze, das traditionelle Schützenwesen reformiert haben, ist die Gleichstellung der Frau im Schützenverein nicht mehr wegzudenken. 

Spielmannszug

Ein Spielmannszug oder Tambourkorps bezeichnet im engeren Sinn eine Musikgruppe, bestehend aus Marschtrommeln, klappenlosen Querflöten, Lyren, Großer Trommel und Becken. Er wurde vorwiegend in der Marschmusik und für Signale eingesetzt. Heute werden vielfach auch Konzertflöten, unterschiedliche Perkussionsinstrumente und Stabspiele (Marimba, Glockenspiel) eingesetzt. Manche Spielmannszüge haben ihr Repertoire erweitert und verstehen sich als Flötenorchester. Sie spielen Arrangements moderner Unterhaltungsmusik und teils auch Originalkompositionen.

Als Tambourkorps bezeichnete man ursprünglich eine reine Trommlergruppe. So wird der Spielmannszug, zu dem das Tambourkorps heute synonym geworden ist, von einem Tambourmajor geleitet. Dazu gibt dieser während des Marsches mit dem sogenannten Küs Kommandozeichen. Dabei handelt es sich um einen Stab mit einer Spitze an einem und einer Kugel am anderen Ende.

Spielmannszüge können allein oder zusammen mit anderen Musikgruppen, wie Blasorchestern eingesetzt werden. Umgangssprachlich wird der Begriff Spielmannszug auch für solche Kombinationen verwendet, dann ergeben sich Abgrenzungsschwierigkeiten zu Blasorchestern, Fanfarenzügen und Trommlercorps.

Blasorchester

Ein Blasorchester besteht aus Spielern von Blasinstrumenten. Entsprechend fällt auch die Musik, die Blasmusik genannt wird, aus. Es gibt viele verschiedene Blasorchester, die sich sehr voneinander unterscheiden. Somit können Sie für ein Schützenfest mehr oder weniger geeignet sein, was individuell entschieden wird. Nicht selten wird ein Blasorchester auch von Schlagzeug, Schlagwerk und Perkussion unterstützt, wobei auch andere Instrumente denkbar sind.

Die Tradition gebietet es, dass bei einem Schützenfest das Blasorchester nicht fehlen darf. Dabei wird es zu ganz unterschiedlichen Gelegenheiten eingesetzt. So ist es ganz oft der Fall, dass es einen festen Platz bei den Umzügen, beim Zapfenstreich oder zur musikalischen Untermalung bekommt.

In der Regel beginnt jedes Schützenfest mit dem traditionellen Umzug. Er dient nicht nur dem festlichen Beginn, sondern auch der mitunter letzten Huldigung des amtierenden Schützenkönigs und dessen Hofstaat. In den meisten Schützenvereinen wird jedes Jahr ein neuer Schützenkönig (und mittlerweile auch eine Schützenkönigin) ermittelt, sodass dieser letzte Umzug ein Abschiedsmarsch ist.

Im Schützenverein gibt es, wie bei anderen Institutionen z.B. bei der Feuerwehr auch, die sogenannten Dienstgrade. Diese besagen, welchen Rang der Träger des jeweiligen Dienstgrades innerhalb des Schützenvereins einnimmt. Auch das Thema gendern hat bei den Vereinen überwiegend Einzug gehalten, wobei in diesem Bericht die männliche Form gewählt wird und auch bei weiblichen Vereinsmitgliedern zutreffen kann.

Je höher der Dienstgrad, desto mehr Einfluss hat der Schütze auf den Verein. So wird beispielsweise der Schützenkönig als Ranghöchster angesehen, während jemand, der den Dienstgrad „Schütze“ trägt, ganz unten in der Rangliste agiert. In traditionellen Vereinen ist der 1. Vorsitzende gleichzeitig auch der ranghöchste Vereinsvertreter. Neben dem Titel Präsident oder Schützenmeister ist er auch Oberst. Der König ist vor allem dazu da, den Verein zu repräsentieren. Welche Dienstgrade es im Einzelnen gibt, kann jeder Schützenverein für sich bestimmen. Allerdings ähneln sich die Abzeichen häufig.

Dienstgrade vom Ranghöchsten zum Rangniedrigsten:

  • König
  • Oberst
  • Oberstleutnant
  • Major
  • Hauptmann
  • Oberleutnant
  • Leutnant
  • Hauptfeldwebel
  • Oberfeldwebel
  • Feldwebel
  • Stabsunteroffizier
  • Unteroffizier
  • Hauptgefreiter
  • Obergefreiter
  • Gefreiter
  • Schütze

In der Regel muss sich der Schütze den jeweiligen Dienstgrad erarbeiten. Hat er das vorgeschriebene Ziel erreicht, wird er für den entsprechenden Dienstgrad ernannt. In vielen Vereinen ist der Rang abhängig von der Dienstzeit. Das gewählte Vereinsmitglied geht dann oftmals zurück zu seinem Dienstgrad vor der Wahl, oder wird vom Verein auf Lebenszeit mit einem Ehrentitel ausgezeichnet. Der Schützenkönig wird im Regelfall jährlich neu ermittelt. Wird im neuen Jahr ein neuer Schützenkönig ernannt, so erhält der vorherige automatisch wieder den Dienstgrad, den er hatte, bevor er Schützenkönig wurde.

Der Dienstgrad lässt sich ganz einfach erkennen, denn die Schützen tragen eine Uniform oder Schützentracht. Diese wiederum ist mit Schulterklappen in unterschiedlichen Formen, Farben und Motiven ausgestattet, an denen man den Dienstgrad problemlos ablesen kann. So erhält der König beispielsweise in der Regel eine geflochtene Schulterklappe in der Farbe Gold. Der „einfache“ Schütze erhält ein herkömmliches Stoffabzeichen in Grün.

Für die einzelnen Dienstgrade dazwischen werden gesonderte Schulterklappen benötigt. Angebracht werden die Schulterklappen durch Knöpfe, die an der Uniform befestigt sind. Wie erwähnt, gibt es bestimmte Kriterien oder Ziele, die der Schütze erreichen muss, um in den neuen Dienstgrad ernannt zu werden. Wie dies genau erfolgt, legt jeder Verein im Rahmen seiner Satzung selbst fest. Regelungen können von Verein zu Verein stark variieren.

Schärpen sind breite Bänder, die aus Stoff bestehen. Sie werden über der Kleidung getragen und verlaufen dabei quer von der rechten Schulter zur linken Hüfte. Ursprünglich stammt der Begriff „Schärpe“ aus dem Französischen und bedeutet „Leibbinde“. Früher dienten die Schärpen nicht der Zierde, sondern trugen vielmehr dazu bei, dass verfeindete Parteien auseinandergehalten werden konnten. Sie ergänzten also die Uniform und machten auf einen Blick ersichtlich, welche Personen welcher Partei angehören.

Diese Tradition gibt es heute nicht mehr. Allerdings konnten sich die Schärpen auf einem anderen Gebiet durchsetzen: bei offiziellen Anlässen und Feierlichkeiten. Deshalb finden wir sie heute oft bei Paraden, Festumzügen, Misswahlen oder bei anderen derartigen Veranstaltungen. Schärpen werden in der Regel bei offiziellen Anlässen getragen. Sie gelten in vielen Vereinen als fester Bestandteil der Gala-Uniformen und sind beispielsweise aus Schützenvereinen nicht mehr wegzudenken. Die Schärpe normalerweise demjenigen vorenthalten, der eine besondere Leistung erbracht hat. Der Schützenkönig beispielsweise trägt eine Schärpe, während alle anderen Schützen keine erhalten.

Wenn der Gong ertönt, soll die Nachtruhe, die für alle verbindlich ist, eintreten. Dies wird seit der Zeit der Landsknechte so gehalten und wird bis heute fortgeführt, wenngleich auch nicht mehr so streng, wie es damals der Fall war. Dennoch wird immer noch viel Wert auf diese Tradition gelegt. Heute wird der Zapfenstreich vor allem beim Militär als Zeichen dafür, dass die Soldaten im Quartier bleiben müssen, angewendet. Es gibt aber auch noch eine andere Bedeutung dessen. Als Teil einer militärischen Zeremonie spricht man von dem großen Zapfenstreich, mit welchem Persönlichkeiten geehrt werden, der aber auch zu Gelöbnissen oder Jubiläen eingesetzt wird. Zu ihnen gehören unter anderem aus dem Amt scheidende Bundeskanzler, aber auch Bundespräsidenten, Verteidigungsminister oder Generäle.

Im Jahr 1596 findet der Begriff, in etwas abgewandelter Form seine erste Erwähnung. Das Signal am Abend wurde zu diesem Zeitpunkt erstmalig als „Zapfenschlag“ bezeichnet. In dem Buch „Der vollkommene deutsche Soldat“ von Johann Friedrich von Flemming (* 1670; † 1733, Oberforst- und Wildmeister und Jagd- und Militärschriftsteller) wurde es das erste Mal 1726 erwähnt. Zu Beginn wurde als Signalleiter auf eine Trommel, ein Horn oder eine Trompete gesetzt. Ursprünglich kommt dieser Brauch, dass sich die Soldaten nicht mehr außerhalb ihrer Quartiere befinden dürfen, wenn der Zapfenstreich erklungen war, aus der frühen Schankwirtschaft. So war es in den damaligen Kneipen so, dass der Wirt auf den Zapfen des Getränkefasses schlug, um damit den Gästen zu signalisieren, dass nun Schluss mit dem Ausschank ist.

Doch wie es so ist, ist das nicht die einzige Erklärung. Eine andere ist, dass die Fässer mit einem Kreidestrich markiert wurden, damit man den Verkauf besser kontrollieren und sichergehen konnte, dass danach nicht mehr ausgeschenkt wurde. Es gibt noch einige weitere Ideen, doch den genauen Anfang noch zu finden, dürfte sich als schwierig erweisen und wird sich von Region zu Region auch ein wenig unterscheiden. Erst nach und nach wurde der Zapfenstreich von Musik (oder zumindest einem Signal) begleitet. In großen Feldlagern verließ man sich allerdings auf einen Kanonenschuss, damit auch jeder wusste, dass es Zeit fürs Bett ist. Wer sich nicht daran hielt, der musste mit einer sehr hohen Strafe rechnen. Wussten Sie, dass jede Waffengattung ihr eigenes Signal hat? Auch heute gibt es den Zapfenstreich noch und wird bei der deutschen Marine als „Ruhe im Schiff“ bezeichnet. Allerdings ist er nicht mehr so streng und wird nur noch während der allgemeinen Grundausbildung gefordert, wenn kein Nacht- oder Wochenendausgang gewährt wird. Dafür ist dann aber auch um 23 Uhr Schluss.

Der große Zapfenstreich, wie man ihn heute kennt, hat seinen Ursprung am 12. Mai 1838. Er war schon immer ein festlicher Akt, so wie an diesem Tag, als der russische Zar Nikolaus I. in Berlin geehrt wurde. Im Großen und Ganzen handelt es sich, wie schon erwähnt, um eine militärische Zeremonie, die recht groß gefeiert wird und eine Ehre für jeden ist, der daran teilnehmen darf. Am großen Zapfenstreich nimmt in jedem Fall ein Musikkorps teil, welcher von einem Spielmannszug begleitet wird.

Die Fackel hat eine lange und interessante Geschichte hinter sich und ist auch heute kaum noch wegzudenken. Nur ihre Bedeutung hat sich im Laufe der Zeit geändert.

Eine Fackel kennt wirklich jeder, auch wenn er noch keine selbst in der Hand gehalten hat. Schon durch die Olympischen Spiele ist sie immer wieder im Gespräch. Ob auf Mittelalterfesten, auf Hochzeiten, Schützenvereinsfesten, Rummelplätzen oder wo auch immer sie eingesetzt wird. Mit einem sanften und urigen Licht sorgt sie für eine besondere Atmosphäre. Auch auf Umzügen und Märschen werden gerne Fackeln getragen. So selbstverständlich, wie dieses Leuchtmittel ist, so wenig Gedanken macht man sich, was es mit ihm eigentlich auf sich hat.

Die wenigsten kommen auf die Idee, dass eine Fackel ein göttliches Attribut sein könnte. Naheliegender ist es da schon, dass man mit dem Licht einer Fackel böse Geister vertreiben will, wie es beispielsweise auch in der Geschichte des Osterfeuers der Fall ist. Im 17. Jahrhundert bekam die Fackel eine neue Aufgabe. Ab dieser Zeit war sie das Zeichen für geistige Aufklärung.

Im Schützenwesen hat sich der Fackelumzug gehalten. Er wird meist im Rahmen des „Zapfenstreichs“ gehalten, der auch aus dem Militär bekannt ist. Fackeln dienen heute vor allem dazu, Licht zu spenden und lehnen sich in Ihrer Bedeutung mitunter an militärische Umzüge an, da dort sehr viel Wert auf Traditionen und Brauchtümer gelegt wird. Nur selten möchte man, zumindest in Deutschland, noch die bösen Geister vertreiben oder Gott eine Ehre erweisen.

Schon im frühen Mittelalter wurde bei den damaligen Schützenbruderschaften das Fahnenschwenken eingeführt. Aufzeichnungen über Art und Weise des Fahnenschwenkens der damaligen Zeit sind nicht bekannt. Es ist lediglich überliefert, dass fast alle Orte mit Stadtrecht zu dieser Zeit Fahnenschwenker hatten. Die Schwenker waren ausschließlich Angehörige von Handwerksgilden oder -zünften. Es gab keine flächendeckenden Absprachen bezüglich einer bestimmten Handwerksorganisation, welche das Recht zum Fahnenschwenken besitzen sollte. Es kann davon ausgegangen werden, dass die verschiedenen Gilden und Zünfte sowie die Städte unterschiedliche Schwenkarten besaßen. Im Laufe der Jahrhunderte verschwanden die Schwenker in fast allen Städten.

Die Schwenkfahnen des Mittelalters unterschieden sich von den heutigen Fahnen in der Hauptsache darin, dass sie auf Grund ihrer Beschaffenheit so ausgelegt waren, beim Schwenken großen Lärm zu verursachen. Dadurch sollten Angreifer der Stadt ferngehalten bzw. abgeschreckt werden, wenn sich die Fahnenschwenker bei einem feindlichen Angriff auf die Stadttürme und Stadttore begaben und mit Elan und Ausdauer oft tagelang ihre Fahnen schwenken. Irrtümlich wird oftmals behauptet, das Fahnenschwenken sei zur Pestvertreibung bzw. Vertreibung "Böser Geister" durchgeführt worden.

Das Fahnenschwingen (auch Fahnenschwenken oder Fahnenspiel, nicht aber Fahnenschlag) ist ein alter Volkssport, bei dem Personen kurze und mit einem schweren Handgriff versehene Fahnen in verschiedene kunstvolle Schwingungen versetzen, die Fahnen hochwerfen und wieder auffangen. Im Gegensatz zum Fahnenschwingen ist es beim Fahnenschlag nicht erwünscht, dass die Fahne die Hand verlässt, sondern möglichst nahe am Körper geführt wird. Schlagfahnen sind zudem länger (die Fahnenstange, bzw. der Griff ist in etwa so lang wie der Tuchbereich), auch ist das Tuch größer als das von Schwenkfahnen, bei denen der Griff nur ca. 30 bis 40 cm lang ist.

Es werden drei Formen des Fahnenschwenkens ausgeübt: Fahnenschwenken Niederrheinische Art, Münsteraner Fahnenschlag und das Fahnenschwenken Rheinische Art. Heute sind die Schwenkfahnen kleiner als früher und ein besonderes Merkmal des Fahnenschwenkens am Niederrhein ist die Begleitung mit dem typischen Fahnenwalzer.

Das Böllerschießen ist wie bei allen anderen Traditionen, die es schon so lange gibt, nicht ganz einfach einzustufen und den genauen Anfang zu finden ist schwierig. Der Erstnachweis ist im 14. Jahrhundert zu finden, aber es kann durchaus sein, dass es das Böllerschießen noch viel früher gab. Die Schwierigkeit hierbei liegt darin, dass das Böllerschießen keine eigene Tradition ist, sondern zeitgleich mit anderen Schießtraditionen entstanden ist.

Nach heutigem Wissensstand wurde das Schwarzpulver 1214 in China erfunden. Überlieferungen besagen, dass sich Schützengesellschaften im 18. Jahrhundert Böllergeräte bauten, um ihren Festen einen besonderen Kick zu geben. In der Regel haben die Böllerschützen eigene Vereine, können aber auch ein Teil eines Schützenvereins sein. Sie werden gerne in Brauchtumspflegevereine integriert, was aufgrund der langen Tradition durchaus Sinn macht. Insofern ist auch das Auftreten bei den Festen entsprechend. Die Böllerschützen sind entweder in den Trachten des Vereins gekleidet oder tragen je nach Anlass eine historische Uniform.

Die Schützen werden immer dann auf den Plan gerufen, wenn es besondere Feste oder Ereignisse zu feiern gibt. Je nachdem werden dann nur einzelne Schüsse abgegeben oder gleich mehrere Hundert, wie es beispielsweise bei Böllerschützentreffen üblich ist. Es wird auch nicht nach Belieben geschossen, wenn die Böllerschützen unter sich sind. Damit alles seine Richtigkeit hat, folgt das Schießen strengen Regeln, die vom Schützenmeister vorgegeben werden. Dabei ist es aus traditionellen Gründen meist eine bestimmte Abfolge, die eingehalten wird. Es gibt das Lauffeuer, Schnellfeuer, den Salutschuss, das Rad und den Doppelschlag.

Lauffeuer: Geschossen wird über mehrere Runden im gleichen Takt

Schnellfeuer: Auch hier wird über mehrere Runden im gleichen Takt geschossen, allerdings mit einem viel kürzeren Abstand und direkt hintereinander

Salutschuss: Alle Schützen feuern zur selben Zeit

Rad: Hierbei geht es um Geschwindigkeit, die sich immer mehr steigert. Die letzten zwei bis drei Böllerschützen drücken quasi gleichzeitig ab

Doppelschlag: Zwei Schützen schießen direkt nacheinander, dann die Nächsten

In Deutschland greift wegen des Böllerpulvers das Sprengstoffgesetz, was bedeutet, dass nicht jeder Böllerschütze werden kann. Bevor ein Bewerber sich offiziell Böllerschütze nennen darf, muss er eine Erlaubnis nach § 27 SprengG bekommen, mit der auch das Wiederladen von Munition und das Vorderladeschießen genehmigt werden. Um die Erlaubnis zu bekommen, muss der angehende Böllerschütze mindestens 21 Jahre alt sein und sich einer Überprüfung auf Zuverlässigkeit und persönliche Eignung unterziehen. Da Böller nicht als Waffen gelten und damit nicht unter das Waffengesetz fallen, greift an dieser Stelle eben das Sprengstoffgesetz.

So vielfältig das Brauchtum ist, so vielfältig sind auch die Schützenfeste in Deutschland und im Verbandsgebiet des Rheinischen Schützenbundes. Das Schützenfest findet normalerweise einmal im Jahr statt, es gibt aber durchaus Vereine, die alle zwei oder 3 Jahre ihr Fest feiern. Diese Unterschiede beruhen selten auf Traditionen, sonders sind den Bedarfen der Neuzeit geschuldet. Es wird immer schwieriger jährlich einen neuen Vereinskönig zu ermitteln, bzw. übersteigen die hohen Ausgaben für ein Festzelt, für Tanzkapellen, für die Begleitung der Umzüge durch Musikkapellen oder immer höher werdende Gebühren die finanziellen Möglichkeiten der Vereine.

Besonders in den Städten schwindet das Verständnis für das Schützenwesen. Man ist schon lange nicht mehr stolz einem Schützenverein anzugehören. Der „Freizeitlärmerlass“ sorgt für immer neue Bürokratie bei der Organisation der Jahresfeste. Die teilweise sehr laute Geräuschkulisse wird nicht mehr toleriert und sorgt nicht selten für Streit zwischen den Veranstaltern eines Festes und den Anwohnern.

Musik beim Schützenfest ist unerlässlich. Ob sie nun bis 22 Uhr, bis Mitternacht oder darüber hinaus geht, mit ihr macht alles viel mehr Spaß. Zu vernachlässigen ist auch in zahlreichen Orten die Tradition des Weckens durch den Spielmannszug. Schützenfest bedeutet auch heute noch ein „Ausnahmezustand“ für den gesamten Ort. Es wird zusammengelebt und zusammen gefeiert, nur lassen sich die Bräuche nicht eins zu eins auf die heutige Zeit übertragen. Es ist keine Selbstverständlichkeit mehr Mitglied in einem Schützenverein zu sein und schon lange nicht mehr für jeden Bürger eine Ehre einmal Schützenkönig zu sein.

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