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Frühjahrssitzung: Drei Schwerpunkte im Gesamtvorstand

Ende März, genauer gesagt am Sonntag, den 21. März 2021, kam der Gesamtvorstand des RSB zu seiner Frühjahrssitzung 2021 zusammen. Sie wurde, wie im Oktober 2020 vereinbart, als Videokonferenz abgehalten.

Die Organisation lag bei RSB-Geschäftsführer Uwe Pakendorf. Präsident Willi Palm drückte in seiner Begrüßung die Hoffnung aus, dass die Herbstsitzung wieder unter normalen Zuständen durchgeführt werden könne. Zugeschaltet waren 30 von 33 stimmberechtigten Mitgliedern. Das Präsidium des RSB war vollzählig online, von den Bezirksvertretern fehlten die Bezirke 04 und 07.

Geprägt war diese Gesamtvorstandssitzung von drei Schwerpunkten. Zum einen ging es um die aktuelle Finanzlage des RSB, zum anderen um die ersten Ergebnisse der Beitragskommission und um die Durchführung von Landesmeisterschaften (LVM) und Ligawettkämpfe.
 

Absage von LVM und Ligabetrieb

Beginnen wir mit dem Thema, das wohl die Schützinnen und Schützen am ehesten interessiert. Wie geht es weiter in unserem Sport? Gibt es eine Landesverbandsmeisterschaft? Können die Wettkämpfe in den Ligen wieder aufgenommen werden? Landessportleiter Norbert Zimmermann nahm dazu in der Gesamtvorstandssitzung vom 21. März 2021 Stellung. Die Sichtweise des Sportausschusses und des Landessportleiters zeigen dabei auf, dass nach Abwägung aller Gegebenheiten wie hohe Inzidenzwerte, geschlossene Sportstätten etc. sowohl die Landesmeisterschaft wie auch die Ligawettkämpfe nur mit äußerstem Risiko und hohen gesundheitlichen Gefahren durchführbar wären.  Aber genau diese Gesundheit von Sportlern und ehrenamtlichen Helfern gilt es in den Vordergrund zu stellen und zu sichern. Daher schlugen Sportausschuss und Landessportleiter vor, die Landesmeisterschaften 2021 und Ligawettkämpfe abzusagen.

Auch in der Diskussion im Gesamtvorstand wurden diese Argumente gestärkt. Man habe eine hohe Verantwortung den Mitgliedern gegenüber. Außerdem sei in der derzeitigen Situation eine niveauvolle Vorbereitung nicht möglich. Und ohne die sind Landesverbandsmeisterschaften und Ligabetrieb nicht zielführend. In der abschließenden Abstimmung wurde die Absage von LVM und Liga mehrheitlich beschlossen. Dieser Wegfall der Meisterschaften schlägt sich auch auf den Haushalt des RSB nieder. Es fehlen die Startgeldeinnahmen und zusätzlich auch der Verkaufserlös für Meisternadeln in den Wettbewerben im Verein, Kreis und Bezirk. Womit wir beim zweiten Schwerpunktthema dieser Gesamtvorstandssitzung wären.
 

Extreme Sparmaßnahmen sichern Haushalt 2020

Der komm. Landesschatzmeister Egon Beckmann konnte in seinem Bericht eine positive Bilanz für das Haushaltsjahr 2020 verkünden. Um dieses Ergebnis zu erreichen, bedurfte es aber extremen Anstrengungen und einer glücklichen „Überlappung“. Zu den Anstrengungen zählten unter anderem die strikte Einhaltung der Haushaltssperre und Maßnahmen zur Kostendämpfung. Mit der glücklichen Überlappung ist das Projekt Lichtpunktschießen gemeint. Dieses Projekt wurde vom Landessportbund NRW im Rahmen der Fördermaßnahmen zur Stärkung der RSB-Sportschule gefördert. Die Fördergelder flossen bereits 2020 in den Haushalt ein, das Projekt allerdings wird erst 2021 realisiert. So konnte Egon Beckmann für das Haushaltsjahr 2020 einen Überschuss von rund 17.000 Euro verkünden.

Jedoch folgte sogleich die Ernüchterung. Der gegenüber der Gesamtvorstandssitzung im Oktober 2020 nochmals geänderte und aktualisierte Entwurf für das Haushaltsjahr 2021 schließt mit einem Defizit von 240.000 Euro ab.

RSB-Geschäftsführer Uwe Pakendorf ging näher auf einzelne Haushaltspositionen ein. Positiv bewertete er die Aktion „faire Mitgliedschaft“. Hierdurch seien rund 1.800 Mitglieder nachgemeldet worden. Aber der schöne Schein trügt. Neben dieser ungeplanten Haushaltsverbesserung verzerren diverse weitere einmalige Einspar-Maßnahmen das Ergebnis aus 2020. Es sei daher nicht referenzfähig. So wurden zum Beispiel keine Erhaltungsmaßnahmen am Schulungs-/Verwaltungsgebäude durchgeführt, pandemiebedingte Kurzarbeit habe Personalkosten eingespart und diverse Maßnahmen wie reduzierter Einkauf für das Nadelgeschäft, Einsparungen bei Projektarbeiten, Vermeidung von Reisekosten durch Verlagerung auf digitale Medien und ein Seitendeckel beim RSB-Journal sorgten ebenfalls für das positive Ergebnis.

Im Entwurf für das Haushaltsjahr 2021 sieht es allerdings schon nicht mehr positiv aus. Schatzmeister und Geschäftsführer erwarten im Jahr 2021 einen Rückgang der Mitgliederzahlen um rund 2.500. Bereits ohne das Wegbrechen der Einnahmen aus dem Meisterschaftsbetrieb verteuern sich aufgrund der Corona-bedingten Auflagen der Wettkampfbetrieb, die Schulungsmaßnahmen werden unter hohem Aufwand wieder aufgenommen, die Einnahmen aus den Waffenbefürwortungen gehen zurück, reduzierte Umsätze und Gewinne im Geschäftsbereich oder die geringere Verbandsförderung durch den LSB NRW belasten die Haushaltsplanung. So sei auch das Haushaltsjahr 2021 nicht referenzfähig. Kostendämpfend sind in 2021 die letztmalige Fortsetzung der Kurzarbeit, Einsparungen bei Raum-, Neben- und Verwaltungskosten. So wird zum Beispiel das ZMI-RSB dauerhaft günstiger. Dieser Lichtblick erfährt aber gleich wieder einen Dämpfer. In 2020 zurückgestellte Erhaltungsmaßnahmen am Gebäude der RSB-Verbandsschule und in den Räumen der Geschäftsstelle müssen dringend durchgeführt werden. Sie belasten den Haushalt 2021 wieder stärker.

Der Gesamtvorstand nahm diese Ausführungen zur Kenntnis und ermächtigte Präsidium und Geschäftsführung nach dem vorliegenden Entwurf im Rahmen einer „vorläufigen Haushaltsführung“ weiter vorzugehen.

Das für das Haushaltsjahr 2021 prognostizierte Defizit in Höhe von 240.000 Euro ist aber ein ernsthafter Warnschuss. Der Verband muss dringend Maßnahmen zur Liquiditätssicherung ergreifen. Womit wir auch schon beim dritten Schwerpunkt der Gesamtvorstandssitzung wären.
 

Ohne Beitragserhöhung geht es nicht mehr

Die aktuelle Situation bei den Finanzen des RSB und der Blick in die Zukunft machen mehr als deutlich, dass der RSB dringend seine Finanzen aber auch seine Aufgaben und Dienstleistungsangebote auf den Prüfstand stellen muss. Und genau dies hat die Beitragskommission getan. Sabine Ley, Sprecherin der Beitragskommission, gab einen detaillierten Bericht der Arbeit der Beitragskommission ab. Zu den markanten Eckpunkten gehören die Anpassung des Haushaltes, die Mitgliederentwicklung – hier muss durch die starke Überalterung ab 2022 mit einem jährlichen Rückgang von im Schnitt 350 Mitgliedern gerechnet werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass dem Verband ausreichend Liquidität zur Verfügung steht. Auf dieser Grundlage haben Arbeitsgruppen Vorschläge erarbeitet, die nun in einem ersten Bericht zusammengeführt wurden.

Dabei sei man nach intensiven Beratungen von der Einführung eines differenzierten Beitrages für Tradition/Brauchtum und Sport abgerückt und habe den Solidaritätsgedanken in den Vordergrund gestellt. Als Risiko wird betrachtet, dass durch die Einführung eines differenzierten Beitrages die Sportler deutlich höher belastet werden und sich deshalb vom Verband abwenden. Aufgrund dieser Maßnahme habe der Westfälische Schützenverband rund 10.000 Mitglieder verloren.
Sabine Ley skizzierte in ihrem ausführlichen Referat die Bausteine, die durch die Arbeitsgruppen der Beitragskommission beleuchtet wurden. So sei es wichtig, die durchlaufenden Beiträge für DSB, DOSB und LSB NRW satzungsmäßig vom RSB-Beitrag zu trennen. Die Dienstleistungen wie Waffenbefürwortung, Aus- und Fortbildungslehrgänge, Startgelder und ebenso das Warengeschäft müssen einnahmeseitig angepasst werden. Es sei auch wichtig zu erläutern, welche Verwaltungsleistungen sich hinter dem Sockelbeitrag verbergen.

Konkret schlägt die Beitragskommission vor, den Sockelbeitrag von 115 auf 150 Euro anzuheben sowie die RSB-Mitgliedsbeiträge in drei Stufen anzupassen – Schüler, Jugendliche bis 17 Jahre lediglich in einer Stufe auf 2,- Euro, 17 bis 20 Jahre in einer Stufe auf 4,- Euro und bei den Senioren in 2022 auf 5,50 Euro, in 2023 auf 6,00 Euro und in 2024 auf 6,50 Euro. Außerdem werden die Beiträge für DSB, DOSB und LSB NRW in der Beitragsrechnung gesondert aufgeführt und als durchlaufende Posten tituliert. Somit erhalten die Mitgliedsvereine eine klare Differenzierung zwischen durchlaufenden Beiträgen an übergeordnete Verbände und dem beim RSB verbleibenden Beitrag. Durch die in der Sitzung dargestellten begleitenden Maßnahmen der Generierung weiterer Einsparpotentiale, Satzungsänderung, Gebührenanpassung, Startgelderhöhung und Aufnahmegebühr, die zusätzlich zur Beitragserhöhung erfolgen, könne man den RSB-Haushalt bis 2030 voraussichtlich ausgeglichen bestreiten und die Corona-bedingt verloren gegangene Liquiditätssicherheit wieder herstellen. Nur wenn alle Vorschläge beschlossen werden, kommen wir zu ausgeglichenen Finanzen, so die Beitragskommission.

Bei der anschließenden intensiven Aussprache stand der Sockelbeitrag im Mittelpunkt. Vom Gesamtvorstand befürchtet wurden insbesondere Diskussionen an der Basis. Hierzu bekommen die Bezirksvorsitzenden als Multiplikatoren eine Liste mit Detailinfos zu den inhaltlichen Leistungen des RSB. Damit soll die notwendige Beitragserhöhung begründbarer werden. Eine Abstimmung en bloc – Sockelbeitrag und Staffelbeitrag – könne aber zu einer Ablehnung führen. Sabine Ley erklärte, dass eine en bloc-Abstimmung nur inklusive der Erhöhung des Staffelbeitrages nötig ist. Außerdem wurde für die weitere Beratung darüber diskutiert, alternative Varianten zu erarbeiten.

RSB-Präsident Willi Palm fasste die Fakten wie folgt zusammen: Mit den Vorschlägen der Beitragskommission und den Fakten aus der Diskussion will man in eine interne Öffentlichkeitsarbeit gehen. Hier sollen Stimmungsbilder gesammelt werden. Die Beitragskommission wird zum Sockelbeitrag eine detaillierte Ausarbeitung der inhaltlichen Leistungen erarbeiten.
 

Weitere Themen aus dem Gesamtvorstand

Auf der Frühjahrssitzung des Gesamtvorstandes wurden aber nicht nur die Schwerpunktthemen behandelt. Der Gesamtvorstand nahm auch Berichte zur Kontaktpflege mit Politik und Verwaltung und zur Zusammenarbeit der Fachverbände, Berichte aus Ausschüssen und Arbeitskreisen sowie Informationen zum Rheinischen Schützentag in Ratingen entgegen.

Im sportlichen Bereich informierte Landessportleiter Norbert Zimmermann über Änderungen in der Ligaordnung. Die Ligaordnung wurde redaktionell angepasst, zum Beispiel in der Handhabung bei Abbruch der Wettkämpfe in Coronazeiten. Außerdem wurden bei den körperbehinderten Schützeninnen und Schützen die Sehbehinderten mit aufgenommen.

Zur personellen Lage im RSB-Ehrenamt sah Präsident Willi Palm mit großer Sorge die Entwicklung in den Kreis- und Bezirksvorständen hinsichtlich der ehrenamtlichen Mitarbeit und der Besetzung von Positionen. Kreise und Bezirke seien wichtige Bindeglieder zur Basis und dem RSB. „Wenn die letzten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen, wie soll es dann im Verband noch funktionieren?“, so der Präsident. Er appellierte an die Kreise und Bezirke ihrer Verantwortung gerecht zu werden oder aber nach neuen Wegen zu suchen.

In seinen Schlussbemerkungen ging Präsident Willi Palm auch auf die Delegiertenversammlung ein, die ja in 2020 der Pandemie zum Opfer fiel. Im Präsidium ist man dabei, geeignete Lösungen zu finden. Für eine Delegiertenversammlung als Videokonferenz sei noch kein ausreichend rechtssicheres, kostengünstiges System gefunden oder es sei finanziell unerschwinglich. Es bliebe derzeit nur die Hoffnung, dass im November 2021 die pandemische Situation sich so verbessert hat, dass eine Delegiertenversammlung durchführbar ist.

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