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"Favoritenschreck": Wissener SV bereit für die neue Saison

Ein geplatztes Vereinsjubiläum, mehrere Veränderungen in der Zusammenstellung der Bundesliga-Mannschaft und ein neuer Mentalcoach. Trotz des langen sportlichen Stillstands war beim Wissener SV in den vergangenen Wochen und Monaten einiges los. Schießmeister Burkhard Müller lässt uns im Interview am aktuellen Vereinsleben teilhaben und verrät kurz vor dem Start der Bundesliga, welche Ziele für den Wettbewerb ausgerufen wurden.

RSB: Wie sind Sie in Wissen in den vergangenen Monaten mit der Corona-Krise umgegangen und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Burkhard Müller: Unseren Verein hat die Corona-Pandemie im 150. Jahr seines Bestehens mit ganzer Härte getroffen. Wir haben uns seit fast drei Jahren akribisch auf unser großes Vereinsjubiläum in diesem Jahr vorbereitet und acht Wochen vor Beginn aller Feierlichkeiten wird dann alles zu Nichte gemacht. Das hat allen sehr weh getan, feiern wir doch bei uns in Wissen das größte Schützenfest im nördlichen Rheinland-Pfalz. Unter dem Motto "150+1" konnten wir alle Verträge mit Musikkapellen, Bands etc. in 2021 übernehmen. Jetzt hoffen wir, dass im nächsten Jahr die Feierlichkeiten in dem gewohnten Rahmen nachgeholt werden können. Dann mussten wir quasi parallel innerhalb weniger Tage im Prinzip das ganze Vereinsleben einstellen. Kein Training, keine Wettkämpfe, keine Veranstaltungen irgendwelcher Art, das war schon eine schlimme Zeit. Zumal ungewiss war, wann wir zumindest halbwegs wieder starten dürfen. Unsere Bundesligaschützen haben sich zu Hause mit Trockentraining bzw. Training an der SCATT-Anlage fit gehalten, mehr war ja nicht möglich.

RSB: Seit wann wird wieder trainiert? Haben sich aufgrund der aktuellen Lage Änderungen oder Umstellungen im Trainingsablauf ergeben?

Burkhard Müller: Nach der 8. Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz haben wir dann nach einigen Sitzungen der Vorbereitung - schließlich musste ja ein Hygienekonzept und der ganze Ablauf des Trainings gemäß Vorschriften umgesetzt werden - Ende Mai wieder mit dem Training begonnen. Es wurde seinerzeit nur jeder zweite Stand besetzt, das Training im Prinzip auf den halben Tag verteilt. Und das mindestens fünfmal die Woche! Das erste Training unserer Bundesligamannschaft im Juni wurde in zwei Gruppen abgehalten. Mittlerweile hat sich alles gut eingespielt, auch einige Vorbereitungswettkämpfe konnten durchgeführt werden. Wir legen großen Wert auf die Hygienevorschriften und bisher hat alles tadellos funktioniert, wenngleich dies für uns wie für viele andere Vereine mit einem erheblichen finanziellen Mehraufwand und auch mit einem Mehr an Manpower verbunden ist.

RSB: Die Bundesliga soll ab Oktober wie geplant stattfinden. Wie groß ist die Vorfreude auf den Wettbewerb?

Burkhard Müller: Die Vorfreude ist bei allen sehr groß. Außer den bereits erwähnten Vorbereitungswettkämpfen und ein paar Sichtungswettkämpfen ist ja seit Mitte März das Wettkampfgeschehen außer Kraft gesetzt. Alle Sportler möchten wieder in den sportlichen Vergleich. Kaum auszudenken, wenn wir die Liga bzw. alle Ligen hätten absagen müssen. Jetzt müssen wir hoffen, dass keine zweite Welle ansteht und wir Schützen im Umgang mit Hygienevorschriften, Vorsicht, Weitblick und das Mitaneinander an den Wettkampfstätten sehr gut umgesetzt bekommen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass wir das alle gemeinsam schaffen werden!

RSB: Welche Ziele setzen Sie sich für die anstehende Saison?

Burkhard Müller: Das ist mit die wichtigste Frage (lacht). Beim Trainingswochenende Mitte August hat unser Trainer Bernd Schneider in einem Zeitungsinterview das Ziel "Finale" genannt. Da ihm kein Schütze widersprochen hat - welcher Schütze widerspricht gerne seinem Trainer (lacht) - haben wir uns in der anstehenden Saison dieses hohe Ziel gesetzt. Natürlich sind wir uns bewusst, dass mindestens 6-7 Mannschaften das gleiche Ziel verfolgen und die Luftgewehr Bundesliga Nord mit dem Deutschen Meister SSG Kevelaer, dem Deutschen Vizemeister SSV Elsen, dem Drittplatzierten des Finales, der SB Freiheit, Finalist SV Wieckenberg und einigen Mannschaften mehr unheimlich stark besetzt ist. Aber wir wurden auf Facebook bei German Shooting Bundesliga in der letzten Saison schon als Favoritenschreck bezeichnet - Schaun mer mal.

RSB: Mit welchem Aufgebot startet Wissen in die neue Saison? Gibt es Veränderungen?

Burkhard Müller: Ja, ein paar Veränderungen gibt es. Mit Florian Seelbach, der sich dem KuS Kreuztal anschließt, und Nicole Juchem, die in die 2. Bundesliga zum TuS Hilgert wechselt, verlassen uns zwei langjährige Ligaschützen. Bei beiden möchte ich mich auch auf diesem Wege nochmals für die schönen Jahre und tollen Leistungen recht herzlich bedanken. Auch unser Norweger Simon Claussen hat uns nach nur einem Jahr in der Bundesliga verlassen. Simon wollte nach den olympischen Spielen kürzertreten. Da diese nicht stattgefunden haben - alle Sportler hoffen ja auf 2021 - und wir seine Ausländerposition schon zeitig anderweitig besetzt hatten, konnten wir ihm ein weiteres Bundesligajahr nicht zusagen. Simon hat sich der Bundesligamannschaft Kronau im Süden angeschlossen. Auch um dort Wettkampfpraxis für Olympia 2021 zu bekommen. Allen drei ehemaligen Sportlern wünschen wir weiterhin tolle Wettkämpfe und Erfolge!

Neu bei uns ins Team gekommen ist zum einen die Weltklasseschützin Jenny Stene aus Norwegen. Sie wird zusammen mit der ebenfalls zur Weltklasse gehörenden Anna Nielsen aus Dänemark das ausländische Duo bilden. Jenny hat nicht nur bei der diesjährigen Europameisterschaft in Breslau, als sie bei den Damen mit dem Luftgewehr den Vorkampf gewonnen hat, ihr Können mehrmals unter Beweis gestellt. Zudem freuen wir uns ungemein, mit Franziska Stahl eine junge und hochtalentierte Schützin mit einem bereits sehr hohen Leistungsniveau bei uns begrüßen zu dürfen. Franzi ist aktuell NK-2 Schützin, sprich im Nachwuchskader des Deutschen Schützenbundes aktiv und wird definitiv ihren Weg gehen. Zudem wohnt Franzi in Elkhausen-Katzwinkel, also direkt in der Nähe von Wissen. Sie kann daher wöchentlich mehrmals am Trainingsbetrieb teilnehmen. Warten wir mal ab, wie die Saison anlaufen wird und ob wir beide Ausländer in der kompletten Saison zur Verfügung haben werden.

RSB: Gibt es sonst noch etwas aus dem Vereinsleben beim Wissener SV zu erzählen?

Burkhard Müller: Ja, wir konnten uns mit Christoph Schell die Dienste eines Mentalcoachs sichern. Was ja gerade im Schießsport von unheimlicher Wichtigkeit ist. Christoph kommt ursprünglich aus dem Tennissport, hat aber bei unseren Athleten von Beginn an einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Nicht nur ich glaube, dass gerade ein Mentalcoach bei dem ein oder anderen Schützen noch ein paar Ringe rauskitzeln kann.  Wobei, mehr als 400 Ringe geht in der Bundesliga ja nicht (lacht). Ich wünsche mir eine spannende, faire und schöne Saison. Und das alle gesund durch die Pandemie kommen.

Fotos: Wissener SV

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